Was ist ein Ehrenamt?
Jeder Mensch, der sich in seiner Freizeit für andere Menschen einsetzt, füllt ein Ehrenamt aus.

Und dies, so will es der Brauch, ohne Bezahlung. Ab und an gibt es eine Aufwandsentschädigung. Diese ist dann aber in der Regel so hoch, dass die Alimentierung garantiert kein Grund ist, das damit verbundene Ehrenamt auszuüben.

Auch ich habe mehrere Ehrenämter. Zum Beispiel das des Feuerwehrmannes. Seit 1992, als ich nach Barendorf zog, bin ich dort in der Feuerwehr. Und ich war vorher auch schon in Bayern, in meiner ursprünglichen Heimat, freiwilliger Feuerwehrmann. Warum? Es ver­bindet mich mit dem Ort, in dem ich lebe. Dieser Ort und die dort wohnenden Menschen gaben und geben mir das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Ich gebe dafür meine Freizeit, um, bei Bedarf, auch diesen Menschen etwas zu geben. Hilfe zum Beispiel.

Damals war ich der Jungspund, mit 30 Lebensjahren als ich in die Feuerwehr eintrat. Heute bin ich der Alte, der zur Not im Einsatz stört. Das ist gut so, denn dies ist das beste Zeichen, dass sich die Gemeinschaft Feuerwehr weiterentwickelt. Es macht mich auch stolz auf die jün­geren Frauen und Männer, die nun dies tun, was ich früher tat.

Und ich habe mehr Zeit für die Arbeitssicherheit in der Orts- und Gemeindefeuerwehr so­wie, wenn denn die jetzigen Zeiten wieder besser werden, für unsere Kleinsten in Krippe, Kindergarten und Grundschule. Dann sind wir Brandschutzerzieher wieder in den Gemein­den vor Ort, um den Kindern zu erzählen, was sie richtig machen, wenn es brennt und raucht.

Leider werden all jene Kameraden im Hintergrund, deren handwerkliche und technische Fähigkeiten benötigt werden, selten wahrgenommen.

Zwei Beispiele, stellvertretend für alle Feuerwehren, möchte ich hier erzählen.

Nach langem Hin und Her wurden die Umluft-unabhängigen Atemgeräte technisch umgerüstet. Wer aber verbaute auf dem Transportfahrzeug die ebenso benötigten neuen Geräteaufhängungen? Es waren ein paar Kameraden von mir, die dazu auch noch das ei­gene Werkzeug mitbrachten.

Die Feuerwehr Neetze bekam eine neue Wärmebildkamera. Ihre alte wurde nach Barendorf abgegeben, und die örtliche Feuerwehr Barendorf ist dafür dankbar. Aber es musste eine Halterung passgenau in das Fahrzeug eingebaut werden, die robust sein muss, um die Erschütterungen durch den Fahrbetrieb aufzufangen. Dass auf dieser Halterung natürlich die Lampenhalterung, das Ladegerät usw. mit verbaut werden muss­ten, dass Leitungen zur Stromversorgung gezogen werden mussten, versteht sich von selbst. Dass sämtliches Material und auch wieder die Werkzeuge von privat organisiert und genutzt wurden, ist dabei oft auch normal.

Wenn ich das überschlägig zusammenzähle, ca. 50 Arbeitsstunden, Material, Werkzeug und was sonst noch auf einer Fachfirmenrechnung stehen würde, muss ich sagen, dass dieses Engagement für uns unbezahlbar ist, aber von der Zivilgesellschaft zu selten zur Kenntnis genommen wird.

Denken Sie bitte das nächste Mal daran, wenn Sie sich durch uns Freiwillige Feuerwehr wieder einmal belästigt fühlen durch Blaulicht und Martinshorn, durch abgesperrte Straßen und Wege.

Ja, so einen Straßenposten traut man einem alten Feuerwehrmann wie mir noch zu. Und glauben Sie mir, dass ich nicht einfach so in Schutzkleidung auf der Straße stehe, um Sie zu ärgern. Nein, ich weiß, dass, vielleicht für Sie nicht einsehbar, meine Kameradinnen und Kameraden auf der Straße arbeiten, auch mal Leben retten, und sich auf mich verlassen, dass sie nicht „durch Zufall“ durch Sie überfahren werden.

Sie müssen sich nicht bei uns bedanken. Nicht angemeckert zu werden, ist für uns inzwischen Lob genug.

Hans Riechert - Barendorf