Kreistag Lüneburg: Endlagersuche zieht sich hin

Ein sehr informativer Begleitausschuss zur Endlagersuche des Lüneburger Kreistages hat am 12. August getagt. Gäste waren zwei Wissenschaftlerinnen des BASE, die viele Informationen mitbrachten, aber auch unsere detaillierten Fragen beantworteten.
Einige Zahlen vorweg:
- 31 Länder nutzen Atomkraft zur Stromerzeugung
- 410 Reaktoren sind weltweit in Betrieb
- Jeder dritte Reaktor läuft seit mindestens 40 Jahren
- 36 Reaktoren waren in Deutschland seit 1960 in Betrieb, davon sechs in der DDR
- 62 Jahre lang wurde die Atomkraft kommerziell in Deutschland genutzt
- Bis zu 1.900 Spezialbehälter braucht man für die Zwischenlagerung der in Deutschland erzeugten hochradioaktiven Abfälle
- 16 Zwischenlager gibt es aktuell in Deutschland, Genehmigungsdauer 40 Jahre
- Zwischen 2034 und 2047 laufen die Genehmigungen für die bestehenden Zwischenlager aus
- 500 Jahre lang müssen die Abfälle nach Verschluss des Endlagers geborgen werden können
Gegenwärtig befinden sich alle hochradioaktiven Abfälle Deutschlands in oberirdischen Zwischenlagern. Die Castor-Behälter werden in eigens dafür konzipierten Hallen aus Stahlbeton gelagert. Ein Castor-Behälter ist etwa sechs Meter hoch und wiegt über 100 Tonnen. Ein System aus Deckeln und dicken Wänden aus Gusseisen sorgt dafür, dass die Strahlung abgeschirmt wird. Die Brennstäbe im Inneren sind bis zu 400 °C heiß, die Temperatur an der Außenseite beträgt bis zu 118 °C.
Es gibt viele Vorschläge zur Entsorgung radioaktiver Abfälle. Viele sind bei genauerer Betrachtung unrealistisch. Deutschland hat sich demokratisch für die dauerhafte Lagerung der nuklearen Abfälle tief unter der Erde entschieden. In Deutschland gibt es drei Gesteinstypen, in die man ein Endlager bauen könnte: Kristallin (z.B. Granit), Tongestein oder Steinsalz.
In einem ersten Schritt wurden nach den vorliegenden Datenbeständen aus allen möglichen Behörden und Institutionen 90 Flächen in Deutschland als mögliche Standorte für Endlagerung aufgezeigt. Auf dem Gebiet der Samtgemeinde Ostheide sind die Teilgebiete Rosenthal (Salzstock von Echem über Rosenthal bis Neu-Neetze) und Horndorf (Salzstock von Horndorf über Bavendorf bis Bohndorf) ausgewiesen.
Bis zum Jahre 2027 sollen die Standortregionen für die Phase 2 der Endlagersuche festgelegt werden. Mit neueren Datenbeständen und weiteren Ausschlusskriterien werden alle Teilgebiete erneut betrachtet. Ziel ist es, in 10 Teilgebieten erste Erkundungen oberirdisch durchzuführen. Wann die Entscheidung für einen Standort getroffen und ein Endlager gebaut wird, ist noch sehr wage, man spricht von 2046 bis 2068.
Sehr interessant ist die Karte der Endlagerprojekte in Europa, der man entnehmen kann, welche Länder Atomkraft nutzen bzw. nutzen wollen (wie z.B. Polen), welche Länder sich schon für einen Endlagerstandort entschieden haben (z.B. Schweiz) und wer schon ein Endlager hat (Finnland). Schauen sie sich die Karte an, sie gibt einen umfassenden Überblick.
Brigitte Mertz - Mitglied im Begleitausschuss Endlagersuche