Am späten Nachmittag, wenn die meisten Pendler Lüneburg schon verlassen haben, fahre ich nach Hause. Und wenn ich an Gut Willerding vorbeikomme, sehe ich ab und zu etwas Seltsames. Das Wartehaus an der Bushaltestelle Richtung Lüneburg ist weder beschmiert noch mit irgendwelchen Farben künstlerisch gestaltet, kein TAG, nichts, ist an den Glasfronten zu sehen. Ja, nicht mal monatealte Werbeplakate kleben an den Wänden. Das Warthäuschen wurde wieder einmal neu verglast.

Was für ein Glück, dass dieser Zustand nicht lange anhält. Denn spätestens nach 36 Stunden hat jemand, sicherlich aus Sorge, dass die Glaswände verunstaltet werden, eben diese zerstört. Alle drei Seitenteile sind eingeschlagen. Dank des Sicherheitsglases kann wenig passieren, da das Sicherheitsglas sich in tausende kleine Scherben zerlegt. Was für ein Glück für die Menschen, die die Scherben wieder wegräumen und entsorgen müssen. Sehr gut, aber was soll das, kann jemand wie ich einwenden. Wenn das Wartehäuschen nicht immer blinder und sinnloser Zerstörungswut anheimfallen würde, müsste auch niemand die Glasscherben beseitigen. Dann müsste die Gemeinde Wendisch Evern auch nicht jedes Jahr tausende Euro in die Instandhaltung einer einzelnen Bushaltestelle im Haushalt bereitstellen. Dann könnten die Nutzer des ÖPNV das Wartehäuschen zu dem Zweck benutzen, für den es gedacht ist; nämlich als Wetterschutz! Und indirekt wäre dann auch ein gewisser Gemeinsinn feststellbar.

So aber regiert das Gefühl, dass hier wieder Individuen am Werk waren, die sich auf das Äußerste unsozial betätigt haben. Die über ihr Handeln mal wieder nicht nachgedacht haben respektive nicht nachdenken. Individuen, die immer wissen, was Andere oder aber „die Gesellschaft“ für sie zu leisten haben. Die anscheinend nicht wissen, dass mit allen Rechten auf Freizügigkeit auch immer Pflichten verbunden sind. Und da leuchtet auf einmal das Flämmchen der Hoffnung auf: Nach Untersuchungen und Befragungen stellt es sich heraus, dass gerade Menschen mit einer gewissen Abneigung des Gemeinwesens dazu tendieren, verfassungsrechtlich bedenkliche Parteien wie die AfD zu wählen. Diese Partei, wenn sie endlich die Macht ergriffen hat, was der Wähler hoffentlich zu vermeiden weiß, wird genau diesen Menschen schon die „Etikette des Volkseigentums“ beibringen.

Und denk ich an Barendorf in der Nacht, ich bin dann nicht um meinen Schlaf gebracht, aber ich wundere mich doch immer mehr über die sinnlosen Zerstörungen, die im Dorf auf den öffentlichen Grünflächen um sich greifen. Reihum werden die Spielplätze verwüstet, Bänke, die der Ruhe und der Erholung dienen sollten, sind unbrauchbar, da zerstört. Die Abfalleimer sind leer, dafür die unmittelbare Umgebung umso zugemüllter. Allein einige Fahrer bei Lieferdiensten berichten mir, dass sie zu bestimmten Plätzen im Dorf bestellt werden, um dort ihre Lieferungen abzugeben. Also zu Spielplätzen und einzelnen Bänken, die gut mit einem Auto erreichbar sind. Und, liebe sorglose Mitbürger: Die Feuerwehr bedankt sich bei euch, dass ihr nicht unbedingt ein Lagerfeuer in Gang bringen könnt. Wie oft sind wir in den letzten fünf Jahren ausgerückt, um bei Waldbrandstufe 5 und Windstärke 4 dann Entstehungsbrände in unmittelbarer Dorfnähe zu suchen und abzulöschen. Lasst es bitte sein, auch wenn eure Eltern euer Verhalten wohl tolerieren. Wenn eines Tages Teile des Dorfes abgebrannt sind, wisst ihr, was Schadensersatzforderungen sind. Und die wird nicht von der Allgemeinheit beglichen.

Liebe zerstörende Mitmenschen: Hiermit sage ich euch, dass ihr grundsätzlich, egal wo, der Gemeinschaft der in einem Ort lebenden Menschen jede Menge finanziellen Schaden zufügt. Reparaturen kosten Geld, die beschäftigten Monteure bekommen Gehalt, zerstörtes Gerät gefährdet die Gesundheit weiterer Nutzer, das Ersatzmaterial ist nicht preiswert. Ja, der Schaden, den ihr wohl aus Langeweile anrichtet, ist bezifferbar. Und die Gesamtsumme ist nicht gering. Das dürft ihr mir gerne glauben.

Euer Hans Riechert