Gedanken zur ehrenamtlichen Tätigkeit

In den letzten Wochen habe ich viele positive, aber auch herausfordernde Dinge in meiner ehrenamtlichen politischen Tätigkeit erlebt. Dabei bin ich ins Grübeln gekommen. Wäre es jetzt doch besser wieder auf der Trainerbank zu sitzen oder ist die Zeit in den Sitzungen und Räten gut eingesetzt? Daher hier mal der Vergleich - Augenzwinkern inklusive. Viel Spaß beim Lesen.


Trainer vs. Kommunalpolitiker

Ehrenamt: Beides ist ein Ehrenamt. Hauptberufliche Trainer*innen findet man in der Regel erst ab der Regionalliga und in der Politik erst ab Landesebene (Landtagsabgeordnete*r).

Zeitaufwand: Als Landesligatrainer habe ich in der Woche rund 9 Stunden in der Woche verteilt auf drei Trainingseinheiten plus weitere 5-8 Stunden am Spieltag am Wochenende auf und neben dem Platz verbracht. Dazu kommen weitere 2 Stunden die Woche für organisatorische Dinge rund um die Mannschaft und den Verein.

Als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker auf Gemeinde-, Samtgemeinde- und Kreisebene bin ich in der Woche meistens am frühen oder späten Abend oder auch mal nachmittags in Einsatz. In Zahlen ausgedrückt sind das etwa 15-20 Stunden bei 3-4 Terminen pro Woche. Der Zeitaufwand bei beiden ist also recht ähnlich und nicht unerheblich neben dem normalen alltäglichen Wahnsinn

Mannschaft: Das Team beim Fußball umfasst mit Trainerstab, Spielern und Managern rund 30 Personen für die man als Trainer zum größten Teil in der Verantwortung steht. In der Politik ist das Team innerhalb der Fraktion mit den unterschiedlichen Ebenen in Summe deutlich größer, gleichzeitig verteilt sich die Verantwortung aber auch auf viele Schultern. Gleichwohl spielt hier aus meiner Sicht auch die Verantwortung gegenüber den Wähler*innen eine große Rolle. Die Wählerinnen und Wähler haben ihre Stimmen aus einer ganz eigenen Erwartungshaltung heraus gegeben und damit auch einen wertvollen Vertrauensvorschuss ausgesprochen. Diese Erwartungen und dieses Vertrauen gilt es nicht zu enttäuschen.

Erfolge: Als Trainer kann es bei Erfolgen zu einer langen, wertschätzenden Partnerschaft mit dem jeweiligen Verein kommen. Bei Misserfolgen kann aber auch schnell das abrupte Ende folgen. Die sportliche Tabelle lügt nie und jeden Montag gibt es in der Zeitung die „eiskalte Wahrheit“, schwarz auf weiß, im Nachbericht zu lesen. Rückwirkend betrachtet, konnte ich bei meinen Stationen glücklicherweise jeweils die erste Variante verbuchen…

In der Kommunalpolitik geht das „Arbeitsverhältnis“ etwas länger und man hat sich im ersten Schritt für 5 Jahre verpflichtet am jeweiligen Ratstisch Platz zu nehmen. In der Politik sind die Erfolge nicht immer ganz so schnell sichtbar oder konkret zu belegen. Ob man am Ende erfolgreiche Arbeit geleistet hat oder nicht, entscheiden dann im Zweifel die Bürger*innen bei der nächsten Wahl. Die Erfolge sind im Sport aus meiner Sicht deutlich schneller zu sehen. Wenngleich ich persönlich die sportlichen Erfolge nicht alleine von der Tabelle, sondern vielmehr auch von der Entwicklung der einzelnen Spieler und deren erworbenen Fähigkeiten abhängig machen würde.

Spieler: Direkt vorweg, hier nun eine Gemeinsamkeit. Als Politiker und auch als Trainer kann man es nicht immer jeder oder jedem Recht machen. So ist mancher mit der jeweiligen Taktik, dem System, der Ansprache oder Aufstellung nicht zufrieden. Ich denke hier sind sich der Trainer und der Kommunalpolitiker sehr ähnlich.

Ein möglicher Schlüssel zum Erfolg für beide Funktionen ist sicherlich die ehrliche, authentische und rechtzeitige Kommunikation sowohl mit den Spieler*innen als auch den Fraktionsmitgliedern. Hinzu kommt der eigene Wille, sich immer wieder neu zu entdecken und selber weiterzuentwickeln.

Gegner: Im Sport gibt es so manche Gegner*innen, auf die man sich mehr oder weniger am Spieltag freut. Das Besondere am Sport ist aber fast immer, dass es nach dem Spiel ein gemeinsames WIR gab und die ein oder andere Szene mit einem kühlen Getränk gemeinsam reflektiert wurde. In der Kommunalpolitik kommt mir dieses Ritual viel zu kurz. Und auch in der Politik gibt es Fraktionen, auf die ich mich freue (und das sind ehrlicherweise die meisten) oder auf einige eben auch nicht. Aber auch das gehört zur Demokratie, hier sachlich und sportlich mit umzugehen - es gilt auch seinen politischen „Gegner*innen“ respektvoll entgegenzutreten.

Fazit: Es gibt viele Gemeinsamkeiten in den beiden ehrenamtlichen Feldern. Beide haben ein „Spielfeld“ mit abgesteckten Rahmenbedingungen und meistens einer Wirkung nach außen. Beide Funktionen setzen sich neben dem Beruf und der Familie freiwillig für andere Bürger*innen in unserer Gesellschaft ein. Wie viele andere ehrenamtlich Engagierte auch!

Für mich ist und bleibt es spannend in der Kommunalpolitik, und die Vielschichtigkeit der Themen und der direkte Austausch mit den Menschen bereiten mir Freude. Doch Zeit lässt sich leider nicht vermehren und darüber hinaus scheint ein Traineramt auf Landesliga-Niveau nach wie vor in weiter Ferne zu liegen. Das ist aktuell auch so in Ordnung für mich, alles auf einmal geht eben nicht. …und eine kleine Nische habe ich ja doch noch ganz „familien-verträglich“ entdeckt. So begleite ich nach wie vor die U9 des TuS-Neetze meines Sohnes von der Trainerbank aus…

Also egal in welcher Sportart, in welcher Altersklasse, in welcher Liga, in welchem Rat, aus welcher Fraktion, in welchem Ausschuss, … respektiert und würdigt die ehrenamtlichen und engagierten Trainer*innen, Betreuer*innen, Übungsleiter*innen, Kommunalpolitiker*innen usw., denn sie sind ALLE eine wichtige Säule für unsere Gesellschaft und die Basis für unsere Demokratie.

Vielen Dank für das vielseitige Engagement der ehrenamtlich Engagierten!

Maik Peyko