SPD Ostheide: Wahlkampf 2025 - Eine kleine Nachlese
Was war der Bundestagswahlkampf doch ungewohnt. Der klassische Wahlkampf, so wie wir ihn kennen, fiel fast aus. Die bekannten Stände waren, bis auf einige Ausnahmen, nicht vorhanden. Mit anderen Formaten wurde geworben. Auch wir, die SPD, sind im digitalen Zeitalter angekommen. Unter höchstem persönlichem Einsatz wurde der Haustürwahlkampf durchgeführt. Die Wahlplakate machten an allem, woran man Plakate befestigen darf, Werbung für Kandidaten und Parteien. Dabei galt: Je weiter oben an der Straßenlaterne befestigt, desto extremer die Partei. Das Gerangel um Bodennähe und die Mitte war also beachtlich. Eindeutiger Sieger war in Barendorf die SPD. Nur, es gibt im Leben nichts umsonst. Und auch so mussten wir unseren Preis bezahlen. Insgesamt viermal mussten wir unsere Plakate renovieren, ausbessern oder gar komplett neu aufhängen. Dabei war es von Vorteil, dass sie aus widerstandsfähiger, recycelbarer Pappe gestaltet waren. Umweltfreundlich konnten sie, nach dem Entfernen der Kabelbinder, in der Altpapiertonne entsorgt werden. Und als Sidekick: Natürlich dürfen Wahlplakate auch an dafür geeigneten Bäumen befestigt werden, solange es zu keinem nachhaltigen Schaden am Gewächs kommt. Die übliche Befestigung ist also erlaubt, sofern alles, Plakat und Befestigung, nach der Wahl rückstandsfrei entfernt wird. Ach ja, die Entfernung soll bis spätestens 4 Tage nach der Wahl abgeschlossen sein. Dank eines besonders engagierten Mitgliedes der SPD waren im Dorf die Plakate schon eine Stunde nach Schließung der Wahllokale entfernt.
So weit war dann alles gut? Nein! Wie schon gesagt: Viermal mussten wir unsere Wahlplakate renovieren oder ersetzen. Nicht nur, dass die Wiederbeschaffung nicht umsonst ist, vor allem der Zeitaufwand eines jeden ehrenamtlichen Mitgliedes der SPD ist erwähnenswert. Wir sind ja nicht nur für das Anbringen und das Wiederentfernen der Werbemittel zuständig, wir sind auch dafür zuständig, dass von den Plakaten keine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht. Folglich ist also die fast tägliche Kontrolle der aufgestellten Plakate obligat. Und hier schon sei den Genossinnen und Genossen aus anderen Abteilungen in der Ostheide gedankt, die den Barendorfern einige Arbeit abnahmen. DANKE dafür! Im Übrigen sei Ihnen versichert: Wir haben immer genügend Material für einen adäquaten Ersatz bzw. die entsprechenden Reinigungsmittel.
Jetzt aber stellt sich mir die aktuelle Frage: Ist es eine politische Willensbekundung, wenn Wahlplakate abgerissen und liegen gelassen werden? Wenn die Reste, durch Wind hochgewirbelt, Fußgänger, Rad- und Autofahrer gefährden? Ist es eine politische Willensbekundung, wenn die Portraits der Kandidaten mit „Hitlerschnauzern“ versehen werden? Ist es eine politische Willensbekundung, wenn die Plakate mit sexualisierten Parolen und Grafiken versehen werden? Ich weiß es nicht. Daher bitte ich die „Künstler“, mir bitte zu antworten. An dieser Stelle garantiere ich, dass diese Willensbekundungen dann keinerlei rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ganz im Sinne unserer Demokratie möchte ich mich mit Menschen, die an andere Werte im politischen Leben glauben als ich, auf einer zivilisierten Basis auseinandersetzen. Dazu gehören vor allem und zuallererst Gespräche. Lassen Sie uns diese führen.
Oder aber, für mich sehr schlimm, dient all das Zerstören und Verunstalten nur einzig und allein der persönlichen Lustbefriedigung? Hat der/die/das Einzelne einen Lustgewinn an der Zerstörung von Pappschildern beziehungsweise deren Verunstaltungen? So ganz ohne politisches Statement? Ja dann: „Armes Deutschland“. Dann waren also die Wahlplakate der SPD nur deshalb zerstört worden, da sie besonders leicht zu erreichen waren? Ja dann: „Armes Deutschland“.
Ich glaube aber weiterhin an Demokratie in Freiheit. Und auch, obwohl ich weiß, dass der Weg des Erhalts der Demokratie zunehmend schwer sein wird. Und auch, obwohl ich weiß, dass der Weg vor allem für meine Mitmenschen die Freiheit bringt, auch Wahlplakate sinnlos zu zerstören. Und auch, obwohl ich weiß, dass die meisten Mitmenschen nicht einmal Danke sagen, dass wir Engagierten ihnen unter anderem dieses bequeme Leben erst ermöglichen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Mitmenschen alles Gute bis zum nächsten Wahlkampf. Und Gauben sie mir: Wir haben ausreichend Plakate!
Hans-J. Riechert