Jetzt wird schon wieder Geld für Prestigebauten der Feuerwehren ausgegeben! Unglaublich!

Nur weil in Wendhausen ein spezielles Waldbrandfahrzeug stationiert werden soll und die Feuerwehr Süttorf endlich ein neues TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug) bekommt. Wer hätte dies auch gedacht.

Neue Fahrzeuge benötigen auch neue Unterstellmöglichkeiten. So weit, so gut. Das lässt sich noch erklären. Neue Fahrzeuge sollen nicht im Freien unter­gestellt werden. Auch ein Carport ist keine Lösung. Aber das ganze zusätzliche Drumher­um! Was da alles noch kostentreibend installiert werden soll. Separate Umkleideräume, auch noch getrennt für Männer und Frauen. Dazu die entsprechenden Sanitärräume, die mit der Möglichkeit zu duschen ausgestattet werden müssen. Dieser ganze sog. „Schwarz-Weiß-Bereich“ ist eine zwingende Forderung des Unfallversicherungsträgers.

Früher wurde auch kein solcher Firlefanz betrieben. Wenn der Feuerwehrmann nach einem Einsatz verqualmt und stinkend nach Hause kam, hat er halt dort geduscht und ihm wur­den im Bedarfsfall seine verdreckten und verrauchten Klamotten privat gewaschen. Ganz selbstverständlich von seiner Frau.

Ein Glück, dass diese Zeiten vorbei sind. Frauen und Männer sind gleichberechtigte Mitglie­der in der Freiwilligen Feuerwehr. Es gibt nicht einmal einen „Gender-Pay-Day“. Wir leisten alle unseren Dienst unentgeltlich. Das Gehalt muss nur niedrig genug sein, dann klappt es auch mit der Gleichberechtigung. Aber ich schweife ab.


Jede Feuerwehr­kraft hat ein Recht auf den Schutz ihrer körperlichen Unversehrtheit


Wie stellt sich die Situation heute dar? Der ehrenamtliche Angestellte, ab jetzt Feuerwehr­kraft genannt, hat, wie jeder andere Angestellte auch, ein Recht auf den Schutz seiner körperlichen Unversehrtheit. Das bedeutet, dass die Feuerwehrkraft nach einem Einsatz, in dem sie - von Fall zu Fall verschieden - mit teilweise tausenden Verbrennungs- und anderen Schadstoffen in Berührung kommen kann, sich reinigen muss. Diese Schadstoffe setzen sich nicht nur auf seiner Kleidung ab, sondern, wie für gasförmige Stoffe üblich, auch di­rekt auf Haut und Schleimhäuten. Soll die Feuerwehrkraft diese giftigen und teilweise krebsfördernden Stoffe mit nach Hause nehmen? Soll er auch nach dem Einsatz, zum Bei­spiel in der Nachbesprechung, weiterhin diesen gefährlichen Stoffen ausgesetzt bleiben? Soll er seine Privatklamotten mit Gefahrstoffen kontaminieren? Nur weil es keine Möglich­keit gibt, sich in der Einsatzzentrale (Feuerwehrhaus) zu reinigen?

Liebe Mitbürger: Ganz ehrlich. Konnten Sie eine der vorangegangenen Fragen ruhigen Ge­wissens mit JA beantworten? Wir von der SPD-Fraktion der Samtgemeinde sind der festen Meinung, dass kein Mensch, der eine gewisse Empathie sein Eigen nennt, dies kann. Und darum stehen wir zu einem auch den Arbeitsschutz fördernden Ausbau der bestehenden Feuerwehrhäuser. Feuerwehrhäuser sind nicht nur Garagen für spezielle Fahrzeuge und Versammlungsräume. Sie haben auch geschlechtergetrennte Umkleideräume, geschlech­tergetrennte Toiletten mit Feuchträumen und eine effektive Trennung von „Arbeits-“ und Privatkleidung. All dies ist möglich und auch schon in vielen Neu- und Umbauten der Feu­erwehren in Niedersachsen eingearbeitet.


Wir von der SPD stehen unabdingbar für Arbeits- und Gesundheitsschutz unserer ehren­amtlichen Angestellten der Samtgemeinde.


Doch STOP! Von nichts kommt nichts und es gibt auch nichts umsonst! So ein den Richtli­nien des Unfallversicherers folgender Umbau ist kein Schnäppchen. So wird sich der Um­bau in Wendhausen um vorsichtig geschätzt 55% verteuern und für das Feuerwehrhaus in Süttorf muss noch nach einer entsprechenden Lösung gesucht werden. So oder so wer­den sich dort die Kosten im Vergleich zu den ersten Planungen verdoppeln. Mindestens! Der Samtgemeinderat ist sich dessen bewusst. Wir haben schon vor mehreren Jahren be­schlossen, dass Neu- und Umbauten entsprechend der Vorgaben des Unfallversicherers geplant werden.

Uns Bürgern soll die körperliche Unversehrtheit der Menschen, die sich durchaus für das Gemeinwohl und dem Schutz Anderer einsetzen, dies wert sein. Denn nur weil unsere Feu­erwehrkräfte unentgeltlich arbeiten, müssen sie nicht auch noch ihre Gesundheit opfern.


24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 12 Monate im Jahr für die All­gemeinheit!


Und zum Schluss das beliebteste Vorurteil, das immer wieder zu hören ist: Soll denn die Samtgemeinde diesen Leuten auch noch ihr Hobby finanzieren?

Gedanke: Ja, es ist ein Hobby, auch von mir. Dieses Hobby besteht darin, dass wir uns und unsere Gesundheit 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 12 Monate im Jahr für die All­gemeinheit zur Verfügung stellen. In Zeiten der Übung, des technischen oder heißen Ein­satzes und bei der Gestaltung und der Durchführung von dörflichen Veranstaltungen bzw. der Absicherung derselben. Sollten uns die auszugebenden Gelder wirklich als zu hoch er­scheinen? Uns von der SPD-FRAKTION nicht und darum begrüßen wir den Ausbau der Feuerwehrhäuser, auch als Wertschätzung den Feuerwehrkräften gegenüber. Dies gilt nicht nur für die aktuellen Um- und Ausbauten. Auch die seit 5 Jahren angedachten Neubauten vergessen wir nicht.

Hans-J. Riechert, SPD-Fraktion, 1.Hauptfeuerwehrmann, Sicherheitsbeauftragter der SG-Feuerwehr