Demokratie ist manchmal anstrengend, aber es lohnt sich!: Keine Kompromisse?
Die neue Ostheiderundschau ist da. Als Einleitung hat sich Martina Habel Gedanken zu Kompromissen gemacht
„Wir brauchen einen starken Politiker an der Spitze, keine endlosen Debatten und Kompromisse.“ Dieser Aussage stimmen in einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 49 % der Menschen im Westen und 60 % der Menschen im Osten zu. Insgesamt ging es in der Umfrage um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ost und West. Das Gesamtergebnis zeigt, dass die Menschen in Ost und West meist ähnlich denken.*
Aber dieser weit verbreitete Wunsch nach einem starken Politiker, der ohne lange Debatten und ohne das Aushandeln von Kompromissen entscheidet, stimmt mich doch nachdenklich.
Wofür soll denn dieser starke Mann entscheiden? Eher für die Autofahrer oder für die Radfahrer? Für Nachhaltigkeit oder für grenzenloses Ausbeuten der Ressourcen? Für die Armen oder für die Reichen? Für die Starken oder für die Schwachen? Für Pestizide oder für Artenvielfalt? Für Unternehmer oder für Arbeitnehmer? Für mehr Klimaschutz oder ein Weiter-so-wie-bisher?...
Sie merken schon, ein entweder nur für die eine Seite oder nur für die andere Seite schadet mehr als es nutzt. Es müssen also doch Kompromisse her, die die Interessen aller Betroffenen berücksichtigen. Und das Aushandeln dieser Kompromisse erfordert Debatten. Und diese Debatten müssen ausführlich geführt werden, um den richtigen Weg und den richtigen Kompromiss zu finden. Demokratie ist manchmal anstrengend, aber es lohnt sich!
Martina Habel
*Quelle: Publik Forum Nr. 16 2024